
Nachdem ich letzte Woche ausgesetzt habe, weil ich mit dem Thema Selfpublisher tatsächlich eher weniger was anfangen kann, bin ich die Woche wieder mit bei Sophia von Wordworlds Montagsfrage mit dabei:
STELLUNG BEZIEHEN IN BUCHIGEN DISKUSSIONEN: WIE INFORMIERT/INVOLVIERT SEID IHR BEI ÖFFENTLICHEN DISKUSSIONEN ÜBER BÜCHER/AUTORINNEN?
Ich möchte das auch an den Beispielen von Sophia , J.K. Rowling und der Winnetou-Diskussion, festmachen.
Bei der J.K. Rowling Diskussion geht es meines Erachtens nicht um ihr Werk. Soweit ich das mitbekommen habe, hat sie auf Twitter eine Äußerung getätigt, wegen der sie als transphob bezeichnet wird. Das Thema ist sicher schwierig und daher wohl kaum sinnvoll auf einer Plattform zu diskutieren, die die Anzahl der Zeichen beschränkt und von Schnelllebigkeit lebt. Dazu kommt, dass Bezeichnungen wie transphob, rassistisch usw. mittlerweile wie eine Moralkeule immer da eingesetzt werden, wo Diskussionen unerwünscht sind. Da wird nicht miteinander geredet, sondern einfach in eine Schublade gesteckt. Das ist generell etwas, was mich mittlerweile sehr stört. Als Autor, der erfolgreich Bücher veröffentlicht muss man wohl damit leben, dass jede Äußerung auf die Goldwaage gelegt wird. Nachdem ich mit J.K. Rowling noch nie persönlich zum Thema Transgender diskutiert habe, will ich mir auch keine Meinung dazu erlauben, wie sie dem Ganzen wohl gegenübersteht. Ich weiß es schlicht weg nicht. Ich habe sicher dazu eine Meinung zum Thema, die ich auch in einem persönlichen Rahmen diskutiere, aber sicher nicht im Internet.
Beim Thema Winnetou ist mir echt die Hutschnur aufgegangen. Da zieht der Ravensburger Verlag ein Buch zum Film zurück (von dieser Sorte Bücher halte ich eh nicht viel). Der Film hat weder etwas mit den Winnetou Verfilmungen der sechziger Jahre zu tun, noch mit dem Werk Karl Mays. Die Filme damals hatten ja auch schon nichts mit den Inhalten der Bücher zu tun. Diejenigen, die nun also schreiben, dass „Winnetou“ verboten werden soll und dem deutschen Volk damit ein Stück Identität geraubt werden soll, haben schlichtweg nur bewiesen, dass sie von der Thematik null Ahnung haben, bzw. sich nicht mal ansatzweise mit dem Auslöser der Diskussion beschäftigt haben. Der Beitrag von Frank von Der Büchernarr trifft es meines Erachtens ziemlich genau. Das Ganze ist ein Trauerspiel des deutschen Journalismus…
Natürlich kann man gerne darüber diskutieren, ob die Bücher Karl Mays ein realistisches Bild der Ureinwohner Amerikas oder auch der des nahen Ostens zeichnen. Die Antwort darauf ist ja auch ziemlich einfach: Nein, natürlich tun sie das nicht. Sie zeigen eigentlich nur, wie sich Karl May das so vorgestellt hat, als er die Bücher geschrieben hat. Wie allgemein bekannt ist, hat er keinerlei ausgedehnten Reisen zur Recherche gemacht, sondern sich die Geschichten einfach ausgedacht. Und wen man mal etwas genauer hinschaut, geht es da viel um Gerechtigkeit, um Freundschaft und um ein halbwegs moralisches Verhalten. Nicht so schlecht. Und wenn man Kindern diese Bücher heute zu lesen gibt, sollte man vielleicht auch mit ihnen darüber sprechen, wann sie entstanden sind und wie die Zeit damals im allgemeinen so war. Und dass sie fiktionale Bücher sind, so wie die Harry Potter Bücher und auch die Schule der magischen Tiere. Ich denke Kinder verstehen, dass Autoren Menschen sind, die sich Geschichten ausdenken. Manche tun es um zu unterhalten, andere um Informationen zu vermitteln und wieder andere um Missstände aufzudecken.
Man merkt, gerade die Winnetou Debatte beschäftigt mich sehr. Nicht nur, weil ich mich in meiner Teenager Zeit sehr intensiv mit dem Autor beschäftigt habe (ja, ich habe auch sein Spätwerk gelesen und meine Facharbeit in der Schule zu Karl May geschrieben 😉 ), sondern auch, weil Dinge immer mehr aus dem Kontext heraus gerissen beurteilt werden. Ich tue mir schwer Autoren zu verurteilen, die einfach Kinder ihrer Zeit waren. Astrid Lindgren hat das N-Wort in ihren Büchern sicher nicht verwendet, um People of Colour damit zu beleidigen. Es war zu ihrer Zeit einfach normal dieses Wort zu verwenden. Und auch Karl May hat zu einer Zeit gelebt, in der in Europa die meisten Menschen der Meinung waren, dass die Ureinwohner Amerikas einfach nur Wilde wären. Und dafür hat er sie in seinen Bücher doch durchaus noch differenziert dargestellt.
Man sollte vielleicht solche Bücher im Kontext der Zeit sehen, in der sie entstanden sind. Bücher die jetzt neu erscheinen, sind ja auch geprägt von unseren heutigen Konventionen und das ist ja auch gut so.
Wie war noch die heutige Frage? Ach ja, ob wir uns mit solch öffentlichen Diskussionen beschäftigen…. Wie man merkt, ja, durchaus 😉 Sorry für das weitschweifige, aber am Ende ist mir dann doch mehr dazu eingefallen, als ich Anfangs dachte.
Und wie ich oben schon schrieb: Im persönlichen Rahmen diskutiere ich auch über solche Dinge, aber sicher nicht auf irgendwelchen Internetplattformen. Da wird ja nicht sinnvoll diskutiert, sondern eher ums Recht haben gekämpft.
Vielleicht würde es helfen, wenn wir Winnetou einfach als Fantasy klassifizieren 😀 Welches Lindgren-N-Wort meinst Du? Neger? Da weiß ich tatsächlich nie, was gerade politisch korrekt ist, um Menschen mit nicht weißer Hautfarbe zu bezeichnen. Obwohl, so richtig weiß bin ich ja auch nicht 🙂 Ich meine, dass wir mittlerweile einfach nur bei Schwarze angelangt sind, obwohl ich persönlich finde, dass das auch nicht so doll klingt.
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Ja, genau das Wort meinte ich. Pippis Vater war ja einmal Neger-König, mittlerweile ist das wohl korrigiert worden und es wird von Südseekönig oder so gesprochen. Die richtige Bezeichnung ist im Moment wohl People of Colour oder Schwarz (großgeschrieben, das ist das wichtige dabei…) Ich hab zwei pubertierende Mädels hier die da drauf achten, dass ich mich korrekt ausdrücke 😉 Ich finde es mittlerweile tatsächlich sehr schwierig immer die richtigen Bezeichnungen zu finden. Weil sich das ja auch gerne in schnellen Intervallen ändert. Auch ein Grund sich gar nicht erst allgemein zu den Themen zu äußern und lieber zu versuchen den einzelnen Individuen gerecht zu werden.
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Hey Gitti,
ich kann dir heute in allen inhaltlichen Punkten nur zustimmen. Viele Probleme könnten gelöst und viele Debatten würden gar nicht erst in Gang kommen, wenn sich die Menschen vorweg richtig informieren würden, bevor sie ihre Meinung in die Welt brüllen. Beide Diskussionen sind von viel unnötigem Hass, Emotionalität, Unwissenheit und dem Unvermögen, eine sachliche Diskussion zu führen und sich in die Perspektiven anderer hineinzuversetzen, statt sich nur selbst durchsetzen zu wollen, geprägt und damit gute Beispiele dafür, weshalb ich wenig motiviert bin, mich bei solchen Schlammschlachten im Internet einzumischen.
Liebe Grüße
Sophia
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